Das Fraumattquartier – mein persönliches Liestal

«Hast du keine Angst, alleine nach Hause zu gehen?» fragte mich eine Schulfreundin, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich in den roten Weiermattblöcken im Fraumattquartier wohne. Mir war vor acht Jahren noch nicht klar, dass viele LiestalerInnen unser Quartier zwar noch nie gesehen hatten, es aber für etwas Slum-ähnliches hielten. Bei 50 Prozent Ausländeranteil im Quartier, mehr als einem Viertel der Bewohnerinnen und Bewohner unter 20 Jahren, nur einem Quartierladen und keinen Restaurants oder Beizen in der näheren Umgebung spricht einiges für dieses triste Bild. Doch die meisten Menschen überzeugten sich nie selber vor Ort, schlimmer noch: Sie trauten sich nicht hin.

Meine Kindheit war anders: Geprägt von der grossen Fussballwiese, dem Basketballplatz und dem Sandkasten im Weiermattquartier, vom rustikalen Baumhaus und den farbigen Klettergerüsten im Robinsonspielplatz am Kesselweg. Aber auch von der Ergolz, welche die heissen Sommermonate um einiges amüsanter gestaltete. Ein wahres Vergnügen war Halloween in den dichten Wohnblöcken, da konnten wir uns erfolgreich unsere Jahresration an Süssigkeiten sichern. Meine Eltern wählten den Standort aus anderen Gründen: Einkaufszentrum Schönthal und Bushaltestellen zum Bahnhof in Gehdistanz, ein idyllischer Rad- und Fussweg entlang der Ergolz, günstige Wohnfläche und eine Umgebung, in der vor allem Familien wohnen. Man kannte sich. Es war kein Problem ohne Voranmeldung bei einer der mehrheitlich ausländischen Familien mittags essen zu gehen.

Abeelan Rasadurai, Vorstandsmitglied der SP Liestal

Im Fraumattquartier leben Menschen aus aller Welt. Viele mussten Ihr Land verlassen, weil sie dort keine Zukunft mehr hatten. Viele leiden unter finanziellen Problemen und haben Mühe, sich zurechtzufinden. Es gibt sprachliche Hürden, und damit auch Konflikte. Manchmal wird Abfall wild entsorgt, einige fühlen sich gestört vom fröhlichen Lärm von spielenden Kindern. Eine Stadt ist in einem Quartier wie diesem besonders gefordert. Gute Sozialpolitik hat viele Ebenen, die wichtigste ist die Investition in die Bildung: Im Fraumattschulhaus gibt es seit Jahren verschiedene sehr erfolgreiche Bildungsangebote. Durch Frühförderung verstehen Kinder so schnell wie möglich Deutsch, können optimal von der Schule profitieren und schaffen später den problemlosen Einstieg ins Berufsleben. Das alles ist nicht gratis. Die SP setzt sich dafür ein, dass alle Jugendlichen unserer Stadt von einer glücklichen Jugend berichten können.

Liestal aktuell März 2018

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